Der Essay (von französisch: essayer – probieren, testen, versuchen) ist eine der freiesten Schreibformen, die man sich denken kann. Es soll primär versucht werden, über ein Thema oder eine Fragestellung intensiv nachzudenken und die wesentlichen Erkenntnisse dieses Nachdenkens auf Papier zu bringen.
Als Thema oder Fragestellung ist fast alles möglich. Alles, worüber man philosophisch nachdenken kann (und das ist ja so ziemlich alles!), kommt in Frage. Selbst, wenn das Thema oder die Fragestellung vorgegeben ist, kann man sich in der Regel immer noch aussuchen, welche Teilaspekte man besonders beleuchten will.
Denn obwohl der Essay philosophisch sein soll (und damit nicht bloß wilde Thesen, sondern auch tragfähige Begründungen enthalten soll!), muss keine streng wissenschaftlich vollständige Erörterung des Themas vorgelegt werden. Erwartet wird, dass man ein Thema individuell beleuchtet, also auch Beispiele aus der eigenen Erfahrungs- und Wissenswelt einfließen lässt; wie so oft genügt es ebensowenig, sich bloß auf Autoritäten zu berufen (z. B. „Gott existiert, weil die Bibel/der Koran/usw. das sagen“), wie es nicht genügt, ausschließlich Erfahrung als Argument anzusetzen (z. B. „Bislang waren alle Versuche erfolglos, Nazis zu Humanisten zu erziehen, daher lohnt es sich nicht, es weiter zu versuchen“).
Was also ist ein Essay?
„Das weiß niemand so genau. Ich verstehe darunter einen diskursiven Text, bei dem ich am Anfang noch nicht weiß, was am Schluss dabei herausspringt. Es kommt, wie der Name schon sagt, auf den Versuch an.“
Hans Magnus Enzensberger, Zeit-Magazin, 12.08.2010, zitiert nach Gerd Gerhardt: Hinweise zum Essayschreiben.
Kriterien für einen guten Essay
Kein Essay gleicht dem anderen, und zu ein und demselben Thema können auch zwei völlig unterschiedliche Essays als „gute Essays“ bezeichnet werden. Orientierung über die Qualitätskriterien soll die folgende, nicht nach Vollständigkeit strebende Liste geben:
- der Essay soll ein philosophisches Verständnis des Themas aufzeigen
- die gegebenen Argumente sind überzeugend und nachvollziehbar
- der Gedankengang ist kohärent und springt nicht übermäßig
- sprachlich wird zwar im eigenen Stil, aber doch hinreichend einfach und verständlich geschrieben
- das Thema bzw. die Fragestellung wird originell bearbeitet
Schön und gut – aber wie kommt man da hin?
Dieser Frage werden wir in einigen Themenblöcken nachgehen. Der Aufbau dieser Themenblöcke ist noch in Arbeit; Ergebnisse werden nach und nach hier verlinkt.