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Philosophie (Sek II) Q1 GK-2

Klausur Nr. 1 vom 08.10.2021:
Anthropologie - Das Selbstverständnis des Menschen

Folgende Dateien gehören zu dieser Klausur:

Aufgabe 1

TA # Der Prüfling Punkte
1

stellt als dem Text zugrundeliegende Fragestellung dar, ob der Mensch als reines Naturwesen überlebensfähig wäre.

4
2

stellt als zentrale These des Autors dar, dass Menschen nur durch den Aufwand, den die Kultur betreibt, in ihren Trieben gehemmt werden und somit die Kultur für sie überlebensnotwendig ist.

4
3

erarbeitet den Gedankengang des Autors:

  • Einer der Hauptgründe für das Bemühen um Kultivierung sei es, dass der Mensch zu seinen Triebbegabungen "einen mächtigen Anteil von Aggressionsneigungen rechnen" (Z. 4) dürfe.
  • Freud führt das an Beispielen aus: Menschen befriedigen ihre Aggression an anderen, versklaven andere, missbrauchen andere Menschen sexuell, bestehlen bzw. berauben andere, demütigen, quälen und töten ihre Mitmenschen (vgl. Z. 5-9).
  • In der Regel warte der Mensch zwar noch eine Provokation ab oder tue all diese Dinge unter Berufung auf ein höheres Ziel (Z. 10-13). Schon hier zeige sich jedoch, dass der Mensch – vor die Wahl gestellt – lieber gewaltsame Mittel als mildere wählt, die das Ziel auch erreichen würden. Wenn die "seelischen Gegenkräfte, die sie sonst hemmen" (Z. 13), wegfallen, zeige der Mensch sein wahres Gesicht als die "wilde Bestie, der die Schonung der eigenen Art fremd ist" (Z. 14-15). [Gedanklich zu ergänzen: zu den "seelischen Gegenkräften" zählen vermutlich Aspekte wie ein Gewissen bzw. internalisierte Tugenden, die aber eben kulturell bedingt sind.]
  • Die Kultur werde zu ihrem Aufwand genötigt (Z. 16-18), weil diese Aggressionsneigungen existieren. [Gedanklich zu ergänzen: Nötigen ist hier wörtlich gemeint: Der Aufwand der Kultur ist nötig.] Zugleich drohe der Kulturgesellschaft beständig der Zerfall, was Freud damit begründet, dass vernünftige Interessen wie Arbeitsgemeinschaften, die das Überleben sichern, weniger stark seien als "triebhafte Eigenschaften" (Z. 20-21).
  • Als Beispiele für den Aufwand, den die Kultur betreibt, führt Freud die Identifizierungen (also den Zwang, sich in andere hineinzuversetzen), zielgehemmte Liebesbeziehungen, Einschränkungen des Sexuallebens und das Gebot der Nächstenliebe (Z. 22-25) an. Er erläutert, dass diese Kulturbemühungen im starken Widerspruch zur "ursprünglich menschlichen Natur" (Z. 26) stünden.
  • Die Kultur habe dennoch nicht viel erreicht. Sie hoffe zwar "[d]ie gröbsten Ausschreitungen der brutalen Gewalt" zu hemmen, indem sie Verbrecher bestraft, "aber die vorsichtigeren und feineren Äußerungen der menschlichen Aggression vermag das Gesetz nicht zu erfassen." (Z. 29-31).

Orientierung für eine 6 Gewichtungspunkten entsprechende Lösungsqualität: Der Prüfling erarbeitet nur annähernd die Hälfte der o. a. Aspekte und/oder beschreibt den Gedankengang in weitgehend reproduktiver Form (gelegentliche Paraphrasen, aneinandergereihte Textzitate).
Orientierung für eine 12 Gewichtungspunkten entsprechende Lösungsqualität: Der Prüfling erarbeitet die o. a. Aspekte umfassend und strukturiert (eigenständige Formulierungen, funktionale Zitate), erläutert seine Ausführungen sachgerecht und orientiert sich eher an der gedanklichen Struktur des Textes als an seiner linearen Abfolge.

12
4

kennzeichnet den gedanklichen Aufbau, indem er die o. g. Schritte mit Hilfe sachgerecht verwendeter Konnektoren (z. B. daher, weil, somit) und solcher Verben, die den jeweiligen Sprechakt bezeichnen (z. B. geht davon aus, begründet, erläutert, veranschaulicht, folgert, beruft sich auf), beschreibt.

6
5

erfüllt ein weiteres aufgabenbezogenes Kriterium. (2)

0
    Summe Aufgabe 1 26

Aufgabe 2

TA # Der Prüfling Punkte
1

stellt die Position Arnold Gehlens in Grundzügen dar, insbesondere:

  • Eine bloß somatische, also körperliche Betrachtungsweise des Menschen reicht nach Gehlen nicht hin für eine biologische Theorie des Menschen. Auch die "Innenseite" müsse betrachtet werden.
  • Für Gehlen ist nämlich der Mensch morphologisch betrachtet allem anderen voran ein Mängelwesen, das hauptsächlich durch Mängel bestimmt wird, die jeweils im exakt biologischen Sinne als Unangepasstheiten, Unspezialisiertheiten, als Primitivismen, d. h. als Unentwickeltes zu bezeichnen sind: also wesentlich negativ.
  • So hat der Mensch z.B. weder ein Pflanzen- noch ein Fleischfressergebiss, ihm mangelt es an Fell für den Witterungsschutz, zum Klettern sind die Arme zu wenig ausgeprägt im Vergleich zu Affen u.dgl.
  • Im Gegensatz zum Tier, das an seine Umwelt angepasst und in ihr gut überlebensfähig ist, hat der Mensch Welt, ist weltoffen (was ebenfalls eine negative Tatsache ist), muss sich also (durch Kultur) erst überlebensfähig machen, z.B. indem er Kleidung herstellt, Nahrung arbeitsteilig beschafft, auf die Kinder aufpasst, Waffen herstellt, etc.
12
2

arbeitet Gemeinsamkeiten bzw. Ähnlichkeiten heraus:

  • Beide Autoren befassen sich mit der Frage, wie der Mensch, allein auf seine Naturbegabungen gestellt, sein Leben fristen würde.
  • Es besteht Einigkeit darin, dass der Mensch, wenn er auf seine Triebe allein gestellt wäre, eher Schaden leiden würde: Für Gehlen, weil der Mensch einen gefährlichen Mangel an Instinkten aufweise, für Freud, weil die Triebe, die der Mensch hat, der Tendenz nach eher aggressiv seien und die eigene Arterhaltung nicht im Vordergrund stehe.
  • Beide kommen zum Schluss, dass nur durch die Bemühungen der Kultur überhaupt eine Lebensfähigkeit des Menschen hergestellt werden kann.

Oder er erarbeitet im Abstraktionsgrad vergleichbare, sachgerechte Gemeinsamkeiten bzw. Ähnlichkeiten heraus.

9
3

arbeitet als Unterschiede zwischen beiden Positionen heraus:

  • Während Gehlen die mangelnde Überlebensfähigkeit des Menschen damit begründet, dass der Mensch morphologische Mängel aufweist, verweist Freud auf die psychischen Mängel des Menschen, die ihn dazu antreiben, mit seinen Mitmenschen schlecht umzugehen.
  • Während für Gehlen die Kultur als Mittel dient, die morphologischen Mängel zu beheben (z.B. Kleidung als Fellersatz, Waffen als Ersatz für Klauen, Raubtiergebiss u.dgl.), hat für Freud die Kultur zur Aufgabe, die aggressiven Triebe zu hemmen, die den Menschen womöglich sonst zur Ausrottung der eigenen Art bringen könnten.
  • Für Gehlen sind die Bemühungen der Kultur weitgehend erfolgreich, die Mängel werden gut ausgeglichen. Währenddessen sieht Freud, dass die Kultur nur mäßige Erfolge in der Bewältigung der Aggressionsneigungen des Menschen zeigt.

Oder er erarbeitet im Abstraktionsgrad vergleichbare, sachgerechte Unterschiede heraus.

9
4

erfüllt ein weiteres aufgabenbezogenes Kriterium. (4)

0
    Summe Aufgabe 2 30

Aufgabe 3

TA # Der Prüfling Punkte
1

beurteilt die Überzeugungskraft der Position Gehlens, indem er z.B. ausführt, dass

  • der Mensch, wie wir ihn heute kennen, beim Zusammenbruch der Kultur tatsächlich in einer unfassbar schwierigen Lage wäre und vermutlich nicht lange überleben würde (was man z.B. immer dann sieht, wenn Bürgerkriege ausbrechen),
  • Gehlens Erläuterungen außer Acht lassen, dass auch Tiere sich teilweise kulturell betätigen (Bienen bauen z.B. einen Bienenstock, Schimpansen nutzen Werkzeuge, um an Nahrung zu kommen, etc.), sodass der Mensch nicht das einzige Lebewesen ist, für das es schwierig wäre, zu überleben, wenn bestimmte Dinge wegfallen,

oder im Abstraktionsgrad vergleichbare Aspekte einbezieht.

8
2

beurteilt die Überzeugungskraft der Position Freuds, indem er z.B. ausführt, dass

  • man oft gerade bei jüngeren Kindern gut beobachten kann, wie viel Erziehung notwendig ist, damit sie ihre Aggressionstriebe in den Griff bekommen und sich nicht ständig mit anderen Kindern schlagen,
  • der Aggressionstrieb auch wichtig für den Menschen ist und ggf. sein Überleben erst ermöglicht, sodass die hemmenden Faktoren der Kultur auch schädlich für die Arterhaltung werden können,

oder im Abstraktionsgrad vergleichbare Aspekte einbezieht.

8
3

nimmt Stellung zu der Frage, welche Bedeutung die Kultur für die Lebensfristung des Menschen hat, indem er z.B. ausführt, dass

  • die natürliche Vernunftbegabung des Menschen ihn dazu offenbar gebracht hat, eine Kultur zu entwickeln, die Triebe beschränkt und kooperatives Handeln (zumindest langfristig) belohnt; irgendwie muss es ja schließlich gelungen sein, aus einem Zustand ohne Kultur in einen solchen mit Kultur zu gelangen,
  • die kulturellen Errungenschaften des Menschen, verglichen mit denen von Tieren, enorm sind, was u.a. daran liegt, dass sie zumindest in Teilen zur Lebensfristung zwingend nötig waren, wenngleich heutige Kulturinstitutionen sicher nicht mehr ausschließlich auf das nackte Überleben zielen (Theater, Kino, etc.),

oder im Abstraktionsgrad vergleichbare Aspekte einbezieht und so zu einer eigenen begründeten Position gelangt.

8
4

erfüllt ein weiteres aufgabenbezogenes Kriterium. (2)

0
    Summe Aufgabe 3 24

Aufgabe 4

TA # Der Prüfling Punkte
1

strukturiert seinen Text schlüssig, stringent sowie gedanklich klar und bezieht sich dabei genau und konsequent auf die Aufgabenstellung.

5
2

bezieht beschreibende, deutende und wertende Aussagen schlüssig aufeinander.

4
3

belegt seine Aussagen durch angemessene und korrekte Nachweise (Zitate u. a.).

3
4

formuliert unter Beachtung der Fachsprache präzise und begrifflich differenziert.

4
5

schreibt sprachlich richtig (Grammatik, Orthografie, Zeichensetzung) sowie syntaktisch und stilistisch sicher.

4
    Summe Aufgabe 4 20

Gesamtpunktzahl: 100 Punkte

Noten-Punkte-Tabelle

Note Erforderliche Punktzahl
60
5-20
527
5+33
4-39
445
4+50
3-55
360
3+65
2-70
275
2+80
1-85
190
1+95